top of page

Einsamkeit und Unsichtbarkeit

  • Autorenbild: Nina Müller-Peltzer
    Nina Müller-Peltzer
  • 19. Feb.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. März

Wenn das Leben voll ist, aber etwas fehlt


Lukas ist 38. Er lebt in einer Großstadt, hat einen Job in leitender Position bei einem Start-up, treibt viel Sport, reist gerne mit seiner Freundin und ist oft mit Freunden unterwegs. Sein Kalender ist voll – Meetings, Sport, Abendessen, Feiern gehen, Reisen. Nach außen wirkt sein Leben lebendig und erfüllt. Aber dann gibt es diese Momente, wenn er nach einem langen Tag nach Hause kommt oder nach einer ausgelassenen Nacht in einer leeren Wohnung aufwacht: eine seltsame Leere, die ihn immer wieder überkommt.

Es gibt keinen offensichtlichen Grund dafür. Eigentlich ist alles da: Erfolg, Freundschaften, eine glückliche Beziehung. Und doch fühlt er sich manchmal unsichtbar – als wäre er mitten im Geschehen und trotzdem nicht wirklich da.



Einsamkeit in unserer Gesellschaft: Ein unterschätztes Phänomen


Lukas ist nicht allein mit diesem Gefühl. Laut einer Studie der Technischen Universität Dresden (2020) gaben 42 % der Erwachsenen an, sich regelmäßig einsam zu fühlen – und das unabhängig von ihrem sozialen Status oder Beziehungsleben. Auch eine Erhebung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt, dass besonders Menschen zwischen 30 und 60 Jahren immer häufiger Einsamkeit empfinden.Doch Einsamkeit ist nicht immer offensichtlich. Sie zeigt sich nicht nur bei Menschen, die wenig Kontakte haben. Vielmehr geht es darum, ob man sich wirklich gesehen und verstanden fühlt. Gerade in einer Welt, in der wir ständig kommunizieren, kann das Gefühl entstehen, nur an der Oberfläche zu bleiben – mit vielen Bekannten, aber ohne echte Verbindung.



Wann wird Einsamkeit zum Problem?


Ein junger Mann sitzt zusammengesunken am Strand und blickt auf das Meer
Auch Menschen, die sozial besonders stark vernetzt sind, leiden unter Einsamkeit.

Es gibt Tage, an denen Lukas diese Leere schnell vertreiben kann – mit einem anstrengenden Training, einer spontanen Party oder einer Reise übers Wochenende. Aber an manchen Tagen funktioniert das nicht. Dann fragt er sich, ob er wirklich tiefe Verbindungen hat oder ob sein Leben einfach nur gut gefüllt ist.


Studien zeigen, dass Einsamkeit nicht nur ein vorübergehendes Gefühl ist, sondern langfristig gesundheitliche Folgen haben kann. Eine Metaanalyse der Universität Brigham Young (2015) ergab, dass soziale Isolation ähnlich schädlich für die Gesundheit sein kann wie das Rauchen von 15 Zigaretten am Tag.


Doch das Problem ist nicht nur physisch. Einsamkeit kann auch psychisch belasten. Sie macht uns weniger belastbar, verstärkt Stress und kann sogar dazu führen, dass wir uns noch weiter zurückziehen – ein Teufelskreis, den viele Betroffene kaum bemerken.



Die unsichtbare Einsamkeit: Warum sie so schwer zu greifen ist

Lukas spricht selten über sein Gefühl der Einsamkeit. Nicht nur, weil er es selbst als einen Makel empfindet, sondern auch weil er es schwer in Worte fassen kann. Wie erklärt man, dass man von Menschen umgeben ist und sich trotzdem allein fühlt? Dass man sich mit Freunden bestens versteht, aber manchmal das Gefühl hat, nicht wirklich da oder dabei zu sein?


Moderne Lebensstile verstärken dieses Phänomen. Laut einer Studie der University of Pennsylvania (2020) führt die intensive Nutzung sozialer Medien nicht zwingend zu mehr Verbundenheit – im Gegenteil: Sie kann das Gefühl verstärken, nur ein Zuschauer im eigenen Leben zu sein. Besonders Menschen mit einem aktiven Lebensstil laufen Gefahr, ihre Einsamkeit mit ständiger Ablenkung zu überdecken.



Wege aus der Einsamkeit: Was wirklich hilft

Lukas hat für sich erkannt, dass es nicht darum geht, mehr Menschen in sein Leben zu holen, sondern die richtigen Beziehungen zu pflegen. Hier sind einige Ansätze, die ihm geholfen haben:


  1. Tiefere Gespräche

    Anstatt nur über Pläne und Erlebnisse zu sprechen, hat Lukas begonnen, mehr über Gedanken und Gefühle zu reden. Sein sich-Öffnen bewirkt, dass er nun wirklich relevanten Themen Raum geben kann und auch seine Freunde mehr von sich "zeigen". Die daraus wachsenden Beziehungen zueinander sind stärker, das Verständnis füreinander geht tiefer.


  2. Qualität vor Quantität

    Bei der Wahl seiner Freunde, geht es Lukas heute nicht mehr darum, möglichst viele Kontakte zu haben, sondern Beziehungen zu pflegen, in denen echte Vertrautheit entsteht. So kann er sich auf sich und seine Freunde konzentrieren und verliert sich nicht mehr in einem großen, unverbindlichen Bekanntenkreis.


  3. Alleinsein aktiv gestalten

    Lukas hat erkannt, dass Einsamkeit und Alleinsein nicht dasselbe sind. Alleinsein ist für ihn heute keine Bedrohung mehr, sondern eine liebgewonnene Gelegenheit seine eigenen Prioritäten und Bedürfnisse neu zu kalibrieren. Er nutzt freie Zeit jetzt bewusst für sich, anstatt sie als Mangel oder gar Makel zu empfinden.


  1. Sich öffnen

    Über Einsamkeit zu sprechen, kann helfen, sie zu überwinden. Lukas hat festgestellt, dass auch andere in seinem Umfeld ähnliche Gefühle kennen – nur spricht kaum jemand darüber.


  1. Professionelle Begleitung

    Manchmal hilft es, mit einem Coach oder Therapeuten über das eigene Erleben zu sprechen. Lukas hat für sich erkannt, dass es nicht darum geht, dass „etwas mit ihm nicht stimmt“, sondern darum, sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse besser zu verstehen.



Einsamkeit ist kein Makel

Für Lukas war es ein langer Prozess, zu verstehen, dass Einsamkeit eine Art Botschafter ist, der uns sagen möchte, wenn wir uns wieder mehr um unsere wirklichen Bedürfnisse kümmern sollten. Mit anderen Worten: Einsamkeit ist kein Zeichen von Schwäche – sie ist ein Hinweis darauf, dass wir uns selbst mehr Aufmerksamkeit schenken dürfen. Wichtig ist dabei, sich bewusst mit dem Gefühl auseinanderzusetzen, anstatt es zu verdrängen.



Wie Coaching helfen kann

Nina Müller-Peltzer
Ich bin Nina Müller-Peltzer, und wenn du willst, dein psychologischer Coach.

Wenn du dich in Lukas' Geschichte wiederfindest und merkst, dass du dir tiefere Verbindungen wünschst, aber nicht weißt, wie du dorthin kommst, kann Coaching ein guter Weg sein.


Gemeinsam schauen wir, wo deine Einsamkeit ihren Ursprung hat, welche Muster sie verstärken und welche konkreten Schritte du unternehmen kannst, um dich wieder mehr verbunden zu fühlen – mit dir selbst und mit anderen.


Melde dich gerne bei mir für ein unverbindliches Erstgespräch. Du musst diesen Weg nicht allein gehen.

Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
bottom of page